Im Frühjahr 2017 war es wieder so weit: Clemens Gerhards, der Gründer von Gerhards Holzspiele, besuchte mich wie jedes Jahr. Das hieß: Es war wieder Spielzeit! Wie immer kam er mit dem Zug und brachte einen großen Rucksack voller neuer Spielideen mit.
Das Spiel „Lass die Kirche im Dorf“ hatte er ursprünglich für einen christlichen Verlag entwickelt. Doch er war überzeugt: Die spannende Taktik und das schöne Design passen auch perfekt zu „bild der wissenschaft“. Und tatsächlich, kaum hielt ich das Spiel aus massiver Buche in der Hand, war ich begeistert.
Was ist das Besondere an dem Spiel
In einer Welt, die von digitaler Beschleunigung und permanenter Ablenkung geprägt ist, wirkt ein Holzspiel fast wie ein Anachronismus. Und doch liegt gerade in dieser Verlangsamung ein Reiz, den man nicht unterschätzen sollte. Lass die Kirche im Dorf ist nicht nur ein Brettspiel, sondern auch ein gedanklicher Spaziergang durch Fragen von Maß, Ordnung und Gemeinschaft – verpackt in schlichte, handwerklich perfekte Formen aus Holz.
Von der Redewendung zum Spielprinzip
„Die Kirche im Dorf lassen“ – dieser alte Spruch, der zu Gelassenheit und Bodenständigkeit mahnt, ist hier nicht bloß Titel, sondern Programm. Die Spieler:innen errichten Dörfer, verschieben Grenzen, wägen Expansion und Rückzug ab. Und immer wieder steht die Kirche, dieses kleine hölzerne Bauwerk, im Zentrum des Spieles.
Die Schönheit der Präzision
Wer einmal ein Spiel von Clemens Gerhards in Händen hielt, weiß um die Qualität: heimisches Holz, akkurate Kanten, ein haptisches Erlebnis, das fast an Architekturmuster erinnert. Lass die Kirche im Dorf ist in diesem Sinne nicht nur Spielfeld, sondern auch Objekt – ein Stück Design, das sich nahtlos im Regal oder auf dem Sideboard einer schönen Inneneinrichtung behaupten kann. Es ist die Reduktion, die hier wirkt: klare Formen, keine überflüssige Verzierung, ein Spielplan, der in seiner Schlichtheit überzeugt. Fast könnte man sagen, es sei Bauhaus für die Hand.
Intellektuelles Vergnügen
Die Regeln sind rasch erklärt, die erste Partie schnell gespielt. Zuerst war die Kirche da - drum herum müssen Sie Ihre zusammenhängende Siedlung bauen. Das erreichen Sie durch Ziehen der Häuser - aber immer nur in Giebelrichtung! Besonders tückisch: nach jedem Zug müssen Sie Ihr versetztes Haus um 90 Grad drehen. Und dann gibt es ja noch den Gegner, der Sie blockieren und unbedingt vor Ihnen mit seinem Dorf fertig sein möchte. Und weil das recht kompliziert ist, gibt es noch den Pfarrer, der Ihnen aus so mancher Zwickmühle hilft!
Doch schon bald stellt sich die Erkenntnis ein: Hier ist mehr zu gewinnen als bloß Punkte. Strategisches Vorausdenken, psychologisches Ausloten des Gegenübers, das Austarieren von Möglichkeiten und Risiken – all das formt ein Spiel, das den Intellekt ebenso herausfordert wie spielerische Intuition. Die Eleganz liegt nicht im Spektakel, sondern im Stillen: Es ist das Vergnügen des Denkens, das hier zur Unterhaltung wird.
Clemens Gerhards (li.) mit seinem Nachfolger Sascha Schauf (r.)
Eine Erfolgsgeschichte
Lass die Kirche im Dorf ist ein Spiel für Menschen, die das Besondere im Schlichten suchen. Es lädt ein, innezuhalten, zu konzentrieren, das Holz zu spüren und die Gedanken wandern zu lassen. Ein Spiel für Kopf und Hände, für Rationalität und Sinnlichkeit zugleich.
Vielleicht ist es gerade diese Mischung, die ein Holzspiel in unserer Zeit so zeitgemäß erscheinen lässt. Aus dem ehemaligen Geheimtipp wurde ein Dauerbrenner: 25.000 verkaufte Exemplare in sieben Jahren und viele begeisterte Weiterempfehlungen. Viele unserer Kunden verschenken es sogar immer wieder.
Probieren Sie es aus!